Ostseerund 2017

Reisebericht „Rund um die Ostsee“

Dieses ist die "kurze Version"! Die lange Version könnt Ihr euch als PDF Downloaden.

Endlich ist es soweit. Nach Monaten der Vorbereitung  starten wir am Sonntag, den 21. Mai von Großenbrode aus in Richtung Osten.

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Bei strahlendem Sonnenschein segeln wir zunächst bei 2-3 bft mit 3kn dahin. Nach ein paar Seemeilen kommt dann erstmalig der Gennaker zum Einsatz. Aber der Wind schläft weiter ein und wir müssen wohl oder übel den Motor anwerfen.

Unsere Reise führt uns zunächst über Warnemünde und Strahlsund bis nach Greifswald. Von dort geht es bei frischem Wind unter Segeln weiter durch den Greifswalder Bodden nach Wolgast und dann entlang des Peenestroms bis ins Stettiner Haff.

Schneller als gedacht fahren wir am 26.Mai über die polnische Grenze und machen in einem kleinen Fischerdorf namens Neuwarp (Nowe Warpno) fest. Polen heißt uns mit strahlendem Sonnenschein, kaltem Bier und einem schmackhaften Abendessen herzlich willkommen.

Am nächsten Tag verlassen wir das Stettiner Haff und fahren durch den Piastenkanal (seit 1945 der Name des 1875 bis 1880 als Kaiserfahrt erbauten Kanals auf der Insel Usedom, der die Swine (poln. Świna) südlich der Hafenstadt Swinemünde (Świnoujście) mit dem Stettiner Haff verbindet).

Von Swinemünde geht es nun die polnische Küste hinauf. Zunächst segeln wir bei perfekten Windverhältnissen 54sm bis nach Kolberg. Die polnische Küste bietet hier wunderschöne endlose Sandstrände, die über die Saison viele Touristen hierher locken. Zu dieser Jahreszeit ist es aber noch recht überschaubar.

Weiter geht es in den kleinen Fischerort Darlowo.

Da wir beim Hafenmeister erfahren, dass die militärischen Übungsgebiete zwischen Darlowo und Ustka ab übermorgen für 2 Tage gesperrt sind und zudem ab morgen Starkwind vorher gesagt ist, machen wir wieder keinen Hafentag. Stattdessen geht es mitten durch die Sperrgebiete nahe der Küstenlinie entlang bis nach Ustka. Unterwegs sehen wir am Strand mehrere Panzer und ein großes Geschütz. Auf See werden wir zudem noch von der polnischen Marine bis in den Hafen begleitet.

Dort haben wir dann das Glück, dass die Fußgängerbrücke gerade noch offen ist und wir die letzte freie Box im Hafen ergattern, die groß genug für die 4us² ist.

Die nächsten Tage ist es wie erwartet sehr stürmisch. Die Gischt schlägt mächtig über die Kaimauer und selbst im Hafen steht eine ordentliche Welle. Also machen wir hier ein paar Hafentage und erkunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß die nähere Umgebung. Die kleine Hafenstadt Ustka gefällt uns sehr gut, es gibt einen feinen Sandstrand, mehrere Restaurants, sowie Einkaufsmöglichkeiten.

3 Tage später brechen wir dann wieder auf und segeln bei moderaten Bedingungen weiter die Küste hinauf. Der Törn führt uns über Leba und Wladislawowo bis zur Halbinsel Hel.

Von Hel aus geht es nun Richtung Danzig.

Wir segeln an Zoppot vorbei in die Weichsel und dann in die Motlau. Als wir an der Westerplatte vorbei kommen, senken wir aus Respekt die Flagge.

Es ist schon sehr eindrucksvoll bis mitten in die Altstadt einzufahren. Die Marina liegt direkt gegenüber dem Wahrzeichen der Stadt, dem Krantor.

Der Ausblick vom Achterdeck ist genial und die Altstadt wunderschön.

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In Danzig werden wir schon von unserer Tochter Enya und ihrem Freund Thomas erwartet.

Am nächsten Tag kommt dann auch noch unser Sohn Max dazu und somit ist die Crew komplett für die 153 Seemeilen  bis nach Liepaja in Lettland. Wir haben uns entschlossen, die Exklave Kaliningrad zu umschiffen und auch Litauen auszulassen.

4 Tage später geht´s dann los.Thomas steht um 3.30 Uhr auf, um gegen 6.30 Uhr den Flieger nach Hause zu erwischen.

Wir anderen stehen um 7.00 Uhr auf und bereiten uns auf den langen Törn vor. Dann noch kurz zum Hafenbüro, um uns bestätigen zu lassen, dass die russischen Schießgebiete, wie der Stand vom Vortag war, gefahrlos zu durchqueren sind.

Aber die neuen Infos sorgen für Irritationen. Hier ist nun die Rede von einem 5 tägigen Manöver der russischen Marine , welches gestern gestartet ist.

Nachdem wir mit mehreren Bootsnachbarn gesprochen haben, die ebenfalls durch dieses Gebiet segeln möchten, kommen wir gemeinsam zu der Interpretation, dass es vielleicht nicht ganz verboten ist, diese Zone zu queren. Man muss halt die Augen offen halten und ggf. großräumig ausweichen, sollte man auf Manöveraktivitäten stoßen.

Also, laufen wir gegen 9.00 Uhr mit etwas mulmigen Gefühl aus, auf dem Weg noch kurz den Dieseltank aufgefüllt und los. Inzwischen haben wir ca. Windstärke 4, aber

dummerweise entgegen der Vorhersage wieder aus Nord, Nordost. Also segeln wir hoch am Wind auf Kreuzkurs.

Um überhaupt ein paar Meilen in die richtige Richtung zu machen bleibt uns nichts anderes übrig als von Zeit zu Zeit den Motor anzuwerfen.

Kurz vor der polnisch/ russischen Grenze werden wir  dann von der polnischen  Küstenwache kontrolliert. Zuerst folgt uns das Patrouillenboot und bleibt eine Weile neben uns. Wir verringern die Geschwindigkeit und warten ab. Dann nach ca. 10 Min. nehmen sie per Funk Kontakt zu uns auf (gut, dass wir gerade das neue Gerät eingebaut haben) und fragen, woher wir kommen, wie viele Personen an Bord sind und wo wir hin wollen. Wir machen unsere Angaben und man wünscht uns daraufhin eine gute Weiterfahrt. Wir nehmen dann wieder Fahrt auf, aber das Boot folgt uns weiter. Nach einer Weile bekommen wir per Funk die Informationen, dass nun doch eine Kontrolle bei uns an Bord stattfinden  soll. Also drehen wir wieder bei. Mit einem Schlauchboot, welches an unserer Badeplattform andockt, kommen nun 3 Officer an Board und kontrollieren alles doppelt und dreifach: Pässe, Bootspapiere, Sicherheitsausrüstung, Pyrotechnik und den Standerschein vom YCG.

Über eine Stunde werden die Unterlagen abgeschrieben, fotografiert und überprüft. Dann endlich teilt uns der leitende Officer mit, dass alles in Ordnung sei, wir unterschreiben ein Protokoll und die Ordnungshüter verlassen uns wieder.

Auf der weiteren Fahrt durch das russische und litauische Hoheitsgebiet werden wir nicht mehr behelligt und kommen nach 30 Std. in Liepaja an.

Nachdem unsere Kinder in Pavilosta wieder von Bord gegangen sind, um von Riga aus zurück zu fliegen, setzen wir unsere Reise fort. Wir segeln die lettische Küste hinauf bis nach Ventspils. Von dort setzen wir zur estnischen Insel Saarema über und legen im Hafen des  Hauptortes Kuressaare an.

Über Hapsalu gelangen wir schließlich in die estnische Haupststadt Tallinn. Hier liegen wir wieder direkt unter der beeindruckenden Altstadt in der Old City Marina.

Von Tallinn aus verlassen wir das Baltikum und segeln über den finnischen Meerbusen bis nach Helsinki. Von dort geht es weiter durch eine herrliche Schärenwelt zu den Aland – Inseln.

Hier haben uns vor allem die nördlichen Schären mit ihrer einzigartigen Landschaft begeistert. Wer die Einsamkeit liebt, findet hier tolle Ankerplätze und kleine Häfen.

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Nach 3 Wochen führt uns die Reise weiter an die schwedische Ostküste. Die schwedischen Schären sind deutlich weniger bewachsen, als es in Finnland der Fall war. Aber deshalb sind sie nicht weniger schön.

Als wir dann gegen Mitte August in Stockholm ankommen, ist die Hauptsaison hier schon spürbar vorbei. Selbst der zentral gelegene Wasahafen ist bereits nicht mal zur Hälfte voll. Auch sonst ist die Nachsaison sehr angenehm, da einige kleinere Häfen schon keine Gebühren mehr erheben und man immer einen Liegeplatz bekommt.

Ganz besonders gefällt uns die kleine Insel Arholma. Hier sieht es aus, wie einer Geschichte von Astrid Lindgren entsprungen.

Hier legen wir erstmalig ganz bequem an einer Boje des schwedischen Kreuzerverbandes SXK an, dem wir zuvor beigetreten sind.

Der Rückweg führt uns dann noch zur Insel Öland und auf die dänische Insel Bornholm.

Ein letztes Highlight unserer Reise finden wir ganz unverhofft, die Erbseninseln:

Christiansø bildet mit Frederiksø, Græsholm und einigen kleineren Felsen eine Schären-Inselgruppe 18 Kilometer nordöstlich von Bornholm, die den Namen Ertholmene (Erbseninseln) trägt und der östlichste Punkt Dänemarks ist.

Diese Festungsinsel ist schon sehr beeindruckend und man kommt sich vor, wie auf einer alten Pirateninsel.

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Am 10. September machen wir schließlich nach einem wunderbaren Segeltörn wieder in Großenbrode fest.  Die Eindrücke dieser Reise werden uns noch lange begleiten.

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